Seit 24,5 Jahren war er Schulleiter, und davon die letzten zehn an der Oberschule in Badenhausen (OBS). Ihm war wichtig, sich immer für seine Schüler und das Lehrerkollegium einzusetzen, die Bildungsqualität hoch und den Standort in Badenhausen zu erhalten. Die Rede ist von Frank Keller, der am vergangenen Freitag in der Aula der OBS offiziell seinen Abschied in den Ruhestand nahm. Viele Gäste und Ehrengäste waren deshalb in die festlich geschmückte Aula gekommen. „Das ist jetzt der schwerste Part, meine letzte Rede hier“, so Keller. Auch wenn man heute vielleicht nur Gutes über ihn höre, habe er sicherlich in all den Jahren bestimmt auch jemanden mit Worten verletzt, aber das komme im Leben vor. In seiner Laufbahn habe er auch viele Kultusminister kommen und gehen sehen. Einige Namen habe er sich gemerkt, einige nicht. Und wie das so sei mit den Vorgaben des Kultusministeriums: Wenn sich Dinge bewährt hätten, seien sie wieder abgeschafft worden.
Quelle: Herma Niemann
Zum Landkreis Göttingen (als Schulträger) habe er ein ambivalentes Verhältnis, gerade was die damalige geplante Schließung des Schulstandortes angehe. Es habe zwar Gespräche gegeben, aber wie das der Landkreis Göttingen damals gemacht habe, sei ein kommunikatives Desaster gewesen. Von der geplanten Schließung habe man aus der Zeitung erfahren müssen. Und noch viel schlimmer sei gewesen, was der damalige Erste Kreisrat, der heute ein höheres Amt bekleide, gesagt habe, nämlich dass es nicht um ein „Ob“ der Schulschließung sondern um das „Wann“ gehe. Der Landkreis nehme aber jetzt viel Geld für die Schule in die Hand. „Deshalb bin ich optimistisch, dass der Standort erhalten bleibt“. Was ihm im Ruhestand nicht fehlen werde, außer der Dezernentin Mirjam Stahl und einer bestimmten Sachbearbeiterin, mit denen er immer gern zusammengearbeitet habe, wäre das Regionale Landesamt für Schule und Bildung, fehlen werde ihm auch nicht das Kultusministerium. „Was mir aber fehlen wird, ist die offene Tür und die Gespräche“.
Ein Grußwort kam von Conrad Finger (Dezernent für Jugend, Bildung, Kultur, Soziales/Landkreis Göttingen), der Kellers Wirken als beeindruckende Leistung bezeichnete. Keller sei der Region, der Heimat treu geblieben. „Sie waren immer sehr stark für die Sache und für die Schüler engagiert, Sie haben Ihren Beruf gelebt und werden große Fußstapfen hinterlassen“. Finger stellte Keller humorvoll auch eine gewisse Beharrlichkeit aus, gerade beim Thema Digitalisierung. „Ipads? Sie mochten lieber Android“, so Finger augenzwinkernd „da kann man kämpfen – Sie haben gewonnen“. Der Bürgermeister der Gemeinde Bad Grund, Harald Dietzmann, bedankte sich bei Keller für seinen Einsatz um den Schulstandort, für die Kreativität, die vertrauensvolle Zusammenarbeit und die kritischen Worte an die politischen Partner, vorzugsweise in Richtung Landespolitik. Dietzmann drückte aber auch seinen Respekt aus dafür, dass sich Keller den Herausforderungen der vergangenen Jahre gestellt habe, wie zum Beispiel beim Thema Inklusion, Digitalisierung, Corona und Homeschooling. Als Elternsprecher sagte Stefan Wiedemeier, dass Keller nie ein Blatt vor den Mund genommen habe.
Der Vorsitzende des Schulfördervereins, Bernd Hausmann, betonte, dass Keller die Schule stets mit viel Ruhe geleitet habe, auch wenn es vielleicht bei einigen Themen in seinem Innern anders ausgesehen habe. Die beiden Schulsprecher, Ben Moritz Warnecke und Janick Urbanek, überraschten mit einer beeindruckenden kleinen Ansprache und betonten, dass Keller stets hilfsbereit gewesen sei und immer ein offenes Ohr hatte. Dass Keller nun mehr Zeit für sein Enkelkind und für den VFL Wolfsburg habe, sagten Korinna Horenburg, Ann-Christin Weihmann und Rhea Sölter vom Schulpersonalrat. Mit einem Rückblick auf Kellers Werdegang und den dazu passenden Ereignissen auf Welt- und Musikebene, eröffnete die Dezernentin des Regionalen Landesamtes für Schule und Bildung, Mirjam Stahl, ihr Grußwort. „Ich werde Sie vermissen“, so Stahl, der es eine Ehre sei, an diesem Tag dabei zu sein. Keller sei der dienstälteste Schulleiter im Harz, vielleicht sogar im Bezirk Braunschweig. Stahl dankte für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. „Sie waren ehrlich, direkt, manchmal auch ungehalten, wenn es angebracht war, und Sie wollten das Beste für die Schule“, so Stahl „Ihr Kollegium kann sich glücklich schätzen, Sie als Schulleiter gehabt zu haben. Danke für die herausragende Lebensleistung“. Vom stellvertretenden Schulleiter, Patrick Schwab, und der Sekretärin Marlena Jakob gab es an diesem Tag noch eine kleine Überraschung, nämlich, mal anders als sonst, ein Zeugnis für den Schulleiter.
Der Schulleiter der Oberschule Herzberg, Thomas Hanselmann, und Dirk Pruschke (Schulleiter Wartbergschule) hatten ein „Unterstützungsangebot“ für den Ruhestand in Form von Wein dabei, aber auch einen Wackeldackel, das Bürgerliche Gesetzbuch und einen Wasserball. Pastor Thomas Waubke hob die Geduld und die breiten Schultern von Keller hervor und dankte für die Gastfreundschaft und das unkomplizierte Ausborgen der Podeste. Als Geschenk habe er etwas dabei, was man nicht sehen könne, nämlich neue Füße für die Podeste.
Festlich umrahmt wurde die Veranstaltung mit Tänzen von Schülern der sechsten und siebten Klassen, einem Musikstück mit Nils Passian am Keyboard und Isabel Schäfer als Sängerin sowie dem Chor der Lehrer mit dem umgedichteten Lied „Tage wie diese“, bei dem es am Ende ein Glitter-Feuerwerk gab. Im Anschluss an den offiziellen teil gab es einen Sektempfang und einen kleinen Imbiss.
(Quelle: Text und Bilder: Herma Niemann, Harz Kurier, Tageszeitung für den Landkreis Göttingen, vom 02.02.2023 und Seesener Beobachter vom 02.02.2023 und im Eseltreiber vom 27.01.2023)
Weitere Eindrücke von der Verabschiedung am Vormittag:
Quelle: Fotos: A. Richter