OBSOberschule Badenhausen

Der Weimarer Kultur-Express beeindruckte mit dem Stück "Alkohol - Mir geht es gut" die siebten bis neunten Klassen der Oberschule Badenhausen.

Mo und Sol sind 17 Jahre alt und ganz normale Teenager. Sol ist queere, und traut sich nicht, ihrer Mutter zu erzählen, dass sie lesbisch ist. Außerdem geht sie auf eine Schule mit einem nicht so guten Ruf, und ihre alleinerziehende Mutter hat nur wenig Zeit für sie. Mo hingegen geht auf eine gute Schule, sie dürfte auch später studieren (im Gegensatz zu Sol). Dafür hat Mo ganz andere Sorgen. Sie ist schüchtern und unsicher, aber verliebt, und möchte dazugehören, um jeden Preis. Und hier kommt der Alkohol ins Spiel.

Gespielt wurde das Theaterstück "Alkohol - Mir geht es gut" von den beiden ausgebildeten Schauspielerinnen Anna Heithausen und Mila Safavi vom Weimarer Kultur-Express. Das Tourneetheater war jetzt zu Gast an der Oberschule Badenhausen (OBS). Der Schulsozialarbeiter, Matthias Jung, hatte das Gastspiel des Tourneetheaters für die siebten bis neunten Klassen im Rahmen der Präventionsarbeit an die OBS geholt.

Trotz etlicher Gesundheitsrisiken gilt der Genuss von Alkohol in der Gesellschaft immer noch als ein Kulturgut. Ob in den Medien oder in privaten Witzen: Alkohol wird verharmlost, was seine Wirkung und Folgen auf den Körper angeht. Und oftmals fängt der schädliche Dauerkonsum ganz harmlos an. Das wurde auch in dem Theaterstück deutlich. Beide Jugendlichen hatten bisher noch keinen Alkohol getrunken. Und eigentlich hatten sie sich auch geschworen, erst mit 18 Jahren Alkohol zu probieren. Aber Sol kocht gerne, das Talent hat sie wohl von ihrer Großmutter geerbt, und nimmt einmal einen Schluck Wein zum Kochen. Mo möchte unbedingt von der Clique um einen Jungen anerkannt werden. Sie ist in den Jungen verliebt. Und bei einem gemeinsamen Abend am See ist es dann passiert: Eine Flasche Bier auf "ex" und noch mehrere kleine "Feiglinge" hat Mo getrunken. "Es war mir erst peinlich, weil ich nichts getrunken habe", so Mo, weil alle anderen Bier getrunken haben. Von da an nimmt der Teufelskreis seinen Lauf. Mo kommt mit dem jungen Mann zusammen, der oft mit seiner Clique "feiert". Schnell wird der Genuss von Alkohol zur Gewohnheit. "Wenn wir gestern Abend nichts getrunken hätten, wäre all das Schöne nicht passiert", glaubt Mo. Ein Trugschluss, denn Mo braucht nun jeden Tag die vermeintliche Belohnung, den Sekt bei dem Geburtstag von Sol, das Bier zum Mutmachen vor einer Klassenarbeit oder den kleinen "Klopfer" um "kein Spielverderber" zu sein. "Ich brauche keinen Alkohol, um Spaß zu haben", sagt Sol, die sich mit ihrer Freundin deswegen verwirft. Auch die Folgen von dem Dauerkonsum werden deutlich. Die gute Schülerin Mo verhaut Klassenarbeiten, kommt nicht zu Wettkämpfen, sieht "verlottert" aus und hat auch neurologische Aussetzer.

Das Stück zeigt deutlich die Probleme auf, die vor und nach dem ersten Konsum von Alkohol im Kopf an einem zehren und wie aus dem anfänglichem Spaß am Wochenende, ein tägliches Feierabendbier wird. Oft ist es ein schnelles Vergnügen, um Ängste, fehlendes Selbstvertrauen und schlechte Launen überspielen zu können. Doch, wie man sehen konnte, hilft es eben nicht weiter, sich mit der Alltagsdroge Alkohol zu betäuben. Im Gegenteil, die Probleme, die vorher schon da waren, werden nicht besser, sondern eher noch schlimmer. Und selbst wenn man kurz vor dem Ende des gut einstündigen Stücks glaubte, jetzt wird wieder alles gut, zeigt das Tourneetheater auf, dass es noch eben immer noch schlimmer kommen kann. Nämlich wenn man bei jemanden im Auto mitfährt, der sich den Alkohol selbst beim Fahren nicht verkneifen kann: drei der Insassen, darunter auch Sol, erlitten Knochenbrüche - und Mo? Die lag lange im Koma.

Auch wenn das Ende erschreckte, das Theaterstück erzählt die Geschichte der beiden Protagonistinnen mit viel Witz und Humor und immer auf Augenhöhe der anwesenden Schülerinnen und Schüler. Ohne erhobenen Zeigefinger macht es deutlich, welche Gefahren der Alkoholkonsum in sich birgt und in welche Sackgasse die Flucht in den Rausch führen kann. Das bestätigten am Ende auch die Schüler, die in der anschließenden Diskussionsrunde betonten, dass sie das Theaterstück für realistisch hielten.

Quelle: Text und Fotos: Herma Niemann, Seesener Beobachter vom 22.04.2024 und unter www.eseltreiber.de