Wie lebten jüdische Bürgerinnen und Bürger in Osterode? Welche Spuren haben sie hinterlassen? Diesen Fragen ging die Klasse 9a der Oberschule Badenhausen im Rahmen des gesellschaftswissenschaftlichen Unterrichts nach – und begab sich dazu auf eine historische Entdeckungsreise durch ihre Stadt.

Unterrichtsgang 9a Jüdischer Friedhof

Begleitet von einem sachkundigen Stadtführer, der tief in die jüdische Geschichte Osterodes eintauchen konnte, reiste die Klasse gedanklich zurück bis ins Mittelalter. Dabei erfuhren die Schülerinnen und Schüler, dass jüdische Menschen bereits in frühen Stadtaufzeichnungen als Bürger zweiter Klasse behandelt wurden.

Ein zentrales Ziel des Rundgangs war der alte jüdische Friedhof in der Seesener Straße. Dort lernten die Jugendlichen nicht nur die Geschichte der Begräbnisstätte kennen, sondern bekamen auch eindrückliche Einblicke in die Lebensumstände der jüdischen Bevölkerung. Historische Dokumente zeigten unter anderem, wie Juden gezwungen wurden, ihre Nachnamen zu ändern oder jährlich Schutzgeld an die Stadt zu zahlen – ein Ausdruck systematischer Diskriminierung.

Besonders bewegend war die Auseinandersetzung mit dem Schicksal jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger während der Zeit des Nationalsozialismus. Anhand von drei Stolpersteinen in der Innenstadt wurden einzelne Lebensgeschichten nacherzählt, die mit Verfolgung, Deportation und der Ermordung in Konzentrationslagern endeten. Diese persönlichen Schicksale hinterließen bei den Jugendlichen einen bleibenden Eindruck.

Zum Abschluss der Exkursion besuchte die Gruppe die ehemalige Synagoge. Mit Hilfe historischer Abbildungen bekamen die Schülerinnen und Schüler einen Eindruck vom einstigen Inneren des Gebäudes und seiner Bedeutung für das jüdische Leben in Osterode.

Die Führung war für viele der Jugendlichen ein eindrucksvoller Beitrag zur Erinnerungskultur – und ein wichtiger Schritt hin zu einem bewussteren Umgang mit der eigenen Stadtgeschichte.

Quelle: Text und Fotos: OBS Badenhausen, veröffentlicht im Harz Kurier, Tageszeitung für den Landkreis Göttingen vom 30.06.2025 und im Seesener Beobachter vom 03.07.2025.

Unterrichtsgang 9a Jüdischer Friedhof 1

Jüdischer Friedhof 2